1919, Magnavox: elektroakustische Massenbeschallung
Als erster Präsident der USA spricht am 19. September 1919 Woodrow Wilson im vollbesetzten Stadion von San Diego mittels einer elektroakustischen Beschallungsanlage zu ca. 50000 Zuhörern [Shepherd in: Journal of San Diego History 2 1986]. Das erfolgreich arbeitende Public-Address-System stammt von Jensen und Pridham, den Gründern der Magnavox Company, die in den Folgejahren allerdings nicht durch Massenbeschallungsanlagen, sondern durch Rundfunk-Equipment im entstehenden Consumer-Markt (in Deutschland v. a. durch Radiolautsprecher) bekannt wird. Wilsons elektroakustische vox magna wird 1919 durch zwei große Trichterlautsprecher mit elektrodynamischem Antrieb, einen dreistufigen Röhrenverstärker und durch zwei Mikrophone mit trichterförmigen Schallfängern realisiert.
Schlagwort-Archive: Großlautsprecher
1923, Siemens & Halske: Hans Riegger erfindet den Blatthaller
Am 9.6.1923 reicht die Firma Siemens & Halske beim Reichspatentamt eine Patentschrift mit dem bescheidenen Namen „Elektrodynamisches Telephon“ ein. Der Erfinder Dr. Hans Riegger beschreibt hierin die Funktionsweise eines elektrodynamischen Wandlers, der als Großlautsprecher unter den Bezeichnungen Blatthaller, Riesen-Blatthaller, Gigant- oder Wotan-Blatthaller in den folgenden Jahren Schlagzeilen machen wird. Bis in die 1930er Jahre hinein wird diese Erfindung aus dem Siemens-Forschungslaboratorium im Bereich des Großlautsprecherbaus sowohl bezüglich Lautstärke, als auch unter dem Aspekt Klanggüte unübertroffen bleiben. WEITERLESEN…
1919, Western Electric: Massenbeschallung in New York City mit 112 „loud-speaking telephones“
Während des dreiwöchigen „Victory Liberty Loan“ in New York City gelingt der Western Electric Company 1919 eine „Spectacular Demonstration of Radiotelephony“ [anonym in: Electrical Review 1919]: Die mit Hilfe der im Krieg entwickelten Funktechnik fernübertragenen Reden (u. a. aus einem Flugzeug), zudem vor Ort per Mikrophon abgenommene Ansprachen sowie Musik werden mittels 112 über der Park Avenue aufgehängter „loud-speaking telephones provided with large horns“ abgestrahlt; „and in this way thousands of people could hear the voice at the same time.“[Secor in: Electrical Experimenter 1920] WEITERLESEN…
1927, AEG: Einführung des Rice-Kellogg-Lautsprechers in Deutschland
Aufgrund eines Patentaustauschabkommens mit General Electric wird der von Rice und Kellogg 1923/24 in den USA entwickelte Lautsprecher in Deutschland durch die AEG zum Patent angemeldet und ab 1927 vermarktet. Als sogenanntes Kombinationspatent [Hatschek in: Elektroton 1 1935] ist die zur Patenterteilung nötige Innovationshöhe zunächst umstritten, da im Grunde lediglich längst bekannte Elemente zusammengefügt wurden, zum Beispiel der bereits 1877 von Werner Siemens in einem Patent [DRP 2355] beschriebene elektrodynamische Schwingspulenantrieb oder die Schallwand zur Vermeidung des akustischen Kurzschlusses, die als „Tonverstärker“ für Musikinstrumente 1915 von Walther Burstyn vorgeschlagen worden war [Patent DRP 289385]. WEITERLESEN…
1934: Telefunken-Pilzlautsprecher zur Massenbeschallung
Ein im unteren Teil des Gehäuses eingebauter elektrodynamischer Konuslautsprecher strahlt die Schallwellen nach oben ab, durch die spezielle Gehäuseform werden zumindest die Schallwellen höherer Frequenzen ‚umgeleitet‘ und zur Erde zurückgeworfen. Hierdurch kann der Wirkungsbereich solch eines Rundstrahlers ziemlich genau begrenzt werden auf eine Kreisfläche mit einem bestimmten Radius, der sich aus der Höhe des Mastes und der Leistung des Lautsprechers ergibt (bei den Telefunken-
Auszug aus „Großlautsprechertechnik auf dem Nürnberger Reichsparteitag 1935“
„Die Festfolge des Reichsparteitages sieht eine Anzahl Großveranstaltungen vor, bei denen sich mehr als 100000 Teilnehmer versammeln. Die für diese Aufmärsche bestimmten Plätze, die Luitpoldarena und die Zeppelinwiese, sind deshalb so ausgestaltet worden, daß jeder Festteilnehmer nicht nur seinen Platz findet, sondern auch die Ansprachen, die Sprechchöre und die musikalischen Darbietungen mühelos versteht. Auch auf den anderen Plätzen, dem Stadion, dem Bauplatz der Kongreßhalle, dem Adolf-Hitler-Platz und den Lagern in Langwasser, wo viele Zehntausende zusammengefaßt werden, mußten Lautsprecheranlagen eingesetzt werden. Die Vielseitigkeit des Programms hat hier der Großlautsprechertechnik Aufgaben gestellt, deren Lösung in vieler Beziehung bemerkenswert ist. Selbst für den reibungslosen An- und Abmarsch auf dem Bahnhof Dutzendteich, auf dem die am Reichsparteitag teilnehmenden Einheiten und Verbände eintreffen und wieder verladen werden, mußte die Lautsprechertechnik in den Dienst gestellt werden. WEITERLESEN…
Auszug aus „Großlautsprecher-Übertragungstechnik“ – Massenbeschallungsanlagen 1934 und 1935
„Großlautsprecher-Übertragungstechnik auf neuen Wegen“
„Galt es am 1. Mai 1934 den 2 Millionen auf dem Tempelhofer Feld versammelten Volksgenossen die lange Aufmarschzeit mit Musik zu verkürzen und anschließend die verschiedenen Ansprachen einwandfrei zu übermitteln, so wurde die Aufgabe für die Telefunken-Techniker auf dem Reichsparteitag 1934 schon schwieriger. Dort erfolgte die Übertragung nicht mehr allein von der Rednerkanzel aus, sondern auch von einzelnen Stellen der Zeppelinwiese her. Arbeitsmänner ließen Sprechchöre ertönen und die Reichswehr führte Schauübungen vor. Alle Einzelheiten dieser Darbietungen mußten eindrucksvoll übertragen werden und erforderten von der Lautsprecheranlage große Anpassungsfähigkeit. WEITERLESEN…
„Großlautsprecheranlagen
Wie in Amerika das ‚public address‘-System im letzten Jahre einen enormen technischen Aufschwung aufzuweisen hat, so wurde auch in Deutschland auf diesem Gebiet mehr gearbeitet als je. Die Firmen entwickelten sehr sparsame ‚B‘- und ‚C‘-Verstärker (Abb. 6) und beschäftigten sich eingehend mit dem Problem der Schallberieselung großer Freiflächen. Telefunken brachte für diese Zwecke die Pilz-Lautsprecher und neuen 150-Watt-Großstrahler heraus, Dr. Dietz & Ritter den ‚Maximus-Titan‘ (Abb. 7) und Siemens den Rundfunk-‚Glocken-Lautsprecher‘ (Abb. 8). Philips zeigte auf der Messe den ersten Lautsprecher für 10 Watt Sprechleistung mit einem Permanentmagnet (Abb. 9). Dr. Dietz & Ritter, Leipzig, entwickelten im letzten Monat ihren ‚Maximus P-O‘ mit 19,5 kg schwerem Ôrstit-Magnet [sic], dessen Tragkraft 141 kg beträgt! Gegenwärtig wird das Problem der Lautsprecherwiedergabe im Freien mit gerichteten Schallwerfern und Rundstrahlern für Thingstätten energisch weiter studiert, besonders vom Standpunkt der Sprachwiedergabe aus, mit den sogenannten ‚Silbenverständlichkeitsmessungen‘.“ [anonym in: Radiohändler 1 1935, 21]
Auszug aus „Also doch: Pilze!“ Telefunkens Pilzlautsprecher 1934
Aus einer Werbeschrift Telefunkens:
„Monatelange Versuche auf unserer Großlautsprecher-Versuchsstätte in Groß-Ziethen bei Berlin hatten ergeben, daß eine einwandfreie Besprechung großer und größter Freiflächen mit Sicherheit nur durch eine verteilte Anordnung der Lautsprecher möglich ist. Die gewonnenen Erkenntnisse werteten wir aus zu einer neuen Art Lautsprecheraufstellung sowie zur Konstruktion neuer Schallverteiler: der sogenannten Rundstrahler oder Pilzlautsprecher.
Die neuen Geräte und die neue Art der Aufstellung wurden zum erstenmal am Nationalfeiertag des deutschen Volkes 1934 auf dem Tempelhofer Feld und im Lustgarten angewendet.“ WEITERLESEN…
„Die Telefunken-Großlautsprecheranlagen
waren Helfer auf dem Siegeszug der nationalsozialistischen Idee. Denn die heutige Einheit unseres Volkes wurde zusammengeschweißt in Tausenden von Versammlungen und schließlich vollendet in den machtvollen Kundgebungen des letzten Jahres.In Potsdam und Nürnberg, am Bückeberg und in Siemensstadt, auf dem Tempelhofer Feld und in Tannenberg, auf ungezählten großen und kleinen Veranstaltungen standen Telefunken-Großlautsprecher, und immer halfen sie mit, die Kundgebungen wuchtig und eindringlich, die Feiern würdig zu gestalten.“ [Telefunken 25 Ela 100]