von Ralf Gerhard Ehlert (Köln 2004)
Die Kunst, versammelte Menschen durch öffentliche Rede zu beeinflussen, stieß und stößt schnell an natürlich gegebene, durch Flächen- oder Raummaße definierbare Grenzen. Diesen eng abgesteckten Wirkungsbereich der techne rhetorike zu erweitern, war stets die Aufgabe anderer Künste, beispielsweise der ebenso antiken Baukunst, mit deren Hilfe der natürliche Stimmraum in einen nun auch sichtbaren architektonischen überführt werden konnte. Die Möglichkeiten, diese Wände eines synchron erreichbaren Adressatenkreises vollends zu sprengen, schuf schließlich die moderne Elektrotechnik bzw. die Elektroakustik, die sich der resultierenden Aufgaben annahm, um eine neue Hilfskunst für die immer schon politische Rhetorik zu schaffen: die Kunst der akustischen Beherrschung großer, mit Menschen gefüllter Freiflächen und Räume. Dieses strategische Können soll in den Blick geraten, wenn nachfolgend der technikhistorisch orientierte Versuch unternommen wird, die Entwicklung und den Einsatz von Massenbeschallungsanlagen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in groben Zügen nachzuzeichnen.
Inhalt
- Elektrotechnische Voraussetzungen
- Frühe elektroakustische Massen-Adressierungen in den USA
- Technologie- und Ideentransfer nach Europa
- Großlautsprecherforschung in der Weimarer Republik
- Elektroakustisches Engagement für die Nationalsozialisten
- Rekapitulation und demokratische Rückbesinnung
- Literaturverzeichnis
Dieser Aufsatz ist in leicht gekürzter Form auch erschienen als: Ralf Gerhard Ehlert: Public-Address-Strategien von 1919 bis 1949, in: Politiken der Medien, hg. v. Daniel Gethmann u. Markus Stauff, Zürich u. Berlin 2005, S. 319-340.