Auszug aus „Lautsprecher“ in Der Große Brockhaus 1932

elektromagnetischer Lautsprecher
Abb. 1, elektromagnetisch
Lautsprecher,
in der Elektrotechnik ein Gerät zur weithin vernehmbaren Wiedergabe von Rundfunk-, Tonfilm- und Schallplattendarbietungen.

Arten. Am verbreitetsten ist der magnetische L. Er besteht aus einem kräftigen (meist permanenten) Magneten, zwischen dessen Polen ein leicht beweglicher Anker angeordnet ist. Dieser Anker wird durch eine Spule beeinflusst, durch die vom Empfänger oder Verstärker herkommenden, durch Sprache oder Musik beeinflussten Wechselströme hindurchgeleitet werden. Entsprechend diesen Impulsen, sowohl nach der Intensität als auch bezüglich der Tonhöhe (Frequenz), wird der Anker bewegt, der eine Membran (Konusmembran, Falzmembran, bogenförmige Membran) betätigt, die die eigentliche Schallabstrahlung bewirkt. Bei hoher Empfindlichkeit und gegen früher wesentlich verbessertem Wirkungsgrad der modernen magn. L. kann ein Tonfrequenzband von 80-7000 Hertz ohne merklich hervortretende Resonanzlagen verarbeitet werden, so daß schon recht naturgetreue Wiedergaben möglich sind. Da lediglich der Anschluß dieser magnetischen L. an den Empfänger genügt, also nicht etwa eine besondere Anschalt- oder Feldspeisevorrichtung vorgesehen sein muß, wie bei den elektrostatischen und elektrodynamischen L., hat der magnet. Großmembranlautsprecher breitesten Eingang bei den Rundfunkteilnehmern in allen Ländern gefunden.

Der dynamische L. beruht auf dem allgem. elektrodynamischen Gesetz, daß ein von einem Strom durchflossener Leiter in einem Magnetfeld einen Bewegungsantrieb erfährt. Er besteht aus einem kräftigen Topfmagnet, dessen innerer Eisenkern die an das Starkstromnetz (Gleichstrom) angeschlossene, zur Erzeugung des Magnetfeldes dienende Spule trägt. In dem ringförmigen Luftspalt zwischen dem inneren Eisenkern und den äußeren Magnetschenkeln ist eine dünndrähtige Dynamometerspule (Antriebsspule) beweglich angeordnet, die in eine am Traggestell mit dünnem Leder befestigte Konusmembran (aus Papier oder Seide) ausläuft. Die Dynamometerspule ist an den Empfängerkreis (Radioapparat) angeschlossen. Wird nun diese Spule von den Sprechströmen durchflossen, so führt sie auf Grund des oben angegebenen Gesetzes im Rhythmus der ankommenden Ströme kolbenartig Schwingungen in der Achsrichtung des Magnetkerns aus, die sich auf die Konusmembran übertragen. Mit diesem L. ist die formgetreue und verzerrungsfreie Wiedergabe der Frequenzen von 80-7800 Hertz möglich.

Der elektrostatische L. beruht auf dem elektrostatischen Gesetz der Anziehung und Abstoßung zweier elektrisch geladener Flächen. Er besteht aus einer in einen Rahmen eingespannten Glimmermembran, die auf der einen Seite mit einem dünnen Metallbelag versehen ist, während ihr auf der anderen Seite oder auf beiden Seiten eine Metallplatte gegenübersteht. Die kreisförmige Membran ist, um Störungen durch Eigenschwingungen zu vermeiden, in mehrere exzentrische Ringe unterteilt. Die Metallplatten sind zur Herabsetzung der Dämpfung gelocht. An Membran und Platte liegt eine Gleichstrom-Hilfsspannung; beide sind also elektrisch geladen. Wird nun diese Spannung durch die vom Verstärker (Radioapparat) ankommenden Sprechströme gesteuert, so ändert sich die statische Spannung der beiden Beläge, und die Membran gerät in Schwingungen.

Während den L. für Heimradiozwecke nur verhältnismäßig kleine Stromstärken zugeführt werden (1/100 Ampere), kann die Stromstärke bei Großlautsprechern bis etwa 1000 Ampere (Gigant-Blatthaller von Siemens) betragen. Der Gesamtwirkungsgrad der Heimradiolautsprecher ist verhältnismäßig gering (1-2% der zugeführten Leistung). Bei den Großlautsprechern ist er wesentlich höher und kann mit etwa 10-30% angenommen werden.

Geschichtliches. Die ersten bekanntgewordenen L. stammen von W. von Siemens und Th. A. Edison (1879). Beim ältesten Siemens-Lautsprecher wurde ein vergrößertes Dosentelephon mit aufgesetztem kurzem Schalltrichter verwendet, während Edison ursprünglich elektrolytische und ähnl. Effekte für die Lautwiedergabe benutzte. Bemerkenswert ist, daß schon um 1885 von W. von Siemens ein elektrodynamischer L. vorgeschlagen wurde, nahezu in der Ausführung, wie sie heute für Rundfunkzwecke verwendet wird. Eine ähnl. Type des dynamischen L. ist sodann wohl ohne Kenntnis der Siemensschen Konstruktion von O. Lodge i. J. 1893 vorgeschlagen worden. Die ersten brauchbaren Rundfunklautsprecher stammen von Magnavox (1921; Amerika). Die L. nach dem elektrostatischen Prinzip sind namentlich von E. Reiß und H. Vogt hergestellt worden.“ („Lautsprecher“ in: [Brockhaus 11 1932])


Abbildungen 1 bis 6 aus [Brockhaus 11 1932]

Abb. 1: „Schema eines magnetischen Lautsprechers: a Antriebssystem, b Membran, c dünner Seidenstoff, d Gehäuse“. Abb. 2: „Ansicht des Antriebssystems eines magnetischen Lautsprechers: a Hufeisenmagnet, b Polschuhe, aus Lamellen zusammengesetzt, c Anker, aus Lamellen zusammengesetzt, d Übertragungsmechanismus, e Antriebskonus, f Regulierungsknopf, g Zuleitungsschnur“.


Abb. 3: „Schema eines dynamischen Lautsprechers: a Eisenkern, b Wicklung des Elektromagneten, c Anschluß an das Starkstromnetz, d Antriebsspule, e Anschluß an den Verstärker bzw. Radioapparat, f Membran, g Schallwand“. Abb. 4: „Ansicht des Antriebssystems eines dynamischen Lautsprechers mit Membran: a Antriebssystem, b Leichtmetallrahmen, c Membran“.


Abb. 5: „Schema eines elektrostatischen Lautsprechers: a durchlöcherte Platten, b Membran, bei c eingespannt, d Hochohmwiderstände, e Transformator, f Gleichstromvorspannung, g Anschluß an Verstärker bzw. Radioapparat (Wechselspannungen)“. Abb. 6: „Ansicht des Antriebssystems eines elektrostatischen Lautsprechers: a durchlöcherte Platte, b Rahmen“.




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