„Ein Schaltergriff… und ein Großbetrieb hört!“ – Gemeinschaftsempfang bei Opel 1935

Mit dem Gemeinschaftsempfang der Rede Hitlers nach der Saarabstimmung am 15.2.1935 wird die Großbeschallungsanlage von Opel eingeweiht, die Telefunken für den größten deutschen Automobilhersteller auf dessen Werksgelände in Rüsselsheim installiert hat.

„Ein einziger Schaltergriff, und die gesamte Gefolgschaft der Opel-Werke, des größten deutschen Automobilwerkes, nimmt am Gemeinschaftsempfang teil.
Es war eine große technische Leistung, 10000 qm in bedeckten Räumen und 6000 qm im Freien mit akustischer Energie zu versorgen und die verschiedenen Einzelwerke der gesamten Fabrikstadt miteinander zu verbinden. Im einzelnen handelte es sich um folgende Übertragungsstellen:
Werkskantine (B),
Dachgartenkantine (C),
Platz vor dem Ehrenmal (D),
Rüsselsheimer Hof (E),
Opel-Gaststätten (F),
drei Hauptportale (G),
Fahrradbau (H),
Opelbahnhof (I).

Der Anschluß dieser Übertragungsstellen an eine gemeinsame Zentrale hätte die Verlegung eines ausgedehnten Kabelnetzes bedingt, andererseits konnte das vorhandene Fernsprechnetz bei den hohen Ausgangsspannungen der Verstärker nicht verwendet werden. Aus diesen Gründen wurden die Leistungsverstärker auf die einzelnen Gebäude verteilt und nur die Steuerleitungen, d. h. die Leitungen, über die Sprache, Rundfunk und Schallplattenmusik den einzelnen Leistungsverstärkern zufließt, zu einer gemeinsamen sogenannten Werkfunkzentrale geführt. Die Werkfunkzentrale enthält in der Hauptsache nur die Mikrofon- und Steuerverstärker sowie neben einem Rundfunkgerät und einem Spieltisch alle zur Verbindung und Überwachung der einzelnen Anlagen dienenden Schaltmittel und Instrumente. Lediglich für die Anlagen am Platz vor dem Ehrenmal und an den drei Hauptportalen wurde ein 70-Watt-B-Verstärker in der Werkfunkzentrale aufgestellt. […]

Um mit einem Mikrofon auszukommen, ist die Besprechungseinrichtung tragbar eingerichtet worden; sie steht im allgemeinen in dem Hauptverwaltungsgebäude (A), um hier dem Betriebsführer die Möglichkeit zu geben, innerhalb weniger Minuten zur gesamten Gefolgschaft zu sprechen.
Die tragbare Einrichtung ermöglicht es aber auch, von jeder der vorhandenen Mikrofonanschlußstellen aus eine Rede zu übertragen.
Für die Einzelanlagen im Fahrradbau, in der Werkskantine, in der Dachgartenkantine und im Opel-Bahnhof sind jeweils 20-Watt-B-Verstärker mit vier bis sechs Lautsprechern aufgestellt worden. […]

Anders ist es bei den Anlagen für das Hotel Rüsselsheimer Hof und für die Opel-Gaststätten. Die hier aufgestellten Leistungsverstärker werden nicht ausschließlich über die von der Werkfunkzentrale kommenden Fernleitungen ausgesteuert. Sie besitzen vielmehr selbst ein Rundfunkgerät und einen Plattenspieler, um unabhängig von der Werkfunkzentrale Rundfunkempfang und Schallplattenmusik übertragen zu können.

Ein akustisch schwieriges Problem war die Aufstellung der Lautsprecher auf dem Platz vor dem Ehrenmal. Dieser Platz ist von hohen Gebäuden umgeben, so daß leicht Echoerscheinungen und Rückkopplungen durch ein dort aufgestelltes Mikrofon eintreten können. Durch die Aufstellung von zwei Pilzlautsprechern und drei Richtstrahlern mit kurzen Trichtern wurde jedoch für die Schallversorgung des Platzes bzw. der Zugangsstraßen zum Ehrenmal eine sehr gute Lösung gefunden, die sich im praktischen Betrieb ganz ausgezeichnet bewährt hat.

Die Anlage ist in erster Linie zur Verwendung bei Betriebsappellen gedacht. Die Opel-Werksleitung hat weiterhin vorgesehen:
An Montagen Sendungen über Fragen der Unfallverhütung, der Werkssicherheit und des Luftschutzes; am Mittwoch eine Stunde der Gefolgschaft, in der Mitglieder zu ihren Kameraden sprechen; am Freitag Ankündigungen des Betriebsführers und der Produktionsleitung.
Wichtige Mitteilungen können der gesamten Belegschaft nicht nur an der Arbeitsstätte, sondern auch noch beim Verlassen der Werke an den Hauptportalen bekanntgemacht werden.

Die Anlage wurde am 15. Februar 1935 anläßlich der Rede des Führers nach der Saarabstimmung in Betrieb genommen und erfüllte alle Anforderungen aufs beste. Lo. Ffm.“ [Lo. in: Telefunken Nachrichten 7 1935]