„Zur Übertragung der Feierlichkeiten am ‚Nationalen Feiertag des deutschen Volkes‘ wurden in vielen Orten des Reiches Telefunken-Großlautsprecheranlagen errichtet. Die größte ihrer Art war, wie auch in den beiden vergangenen Jahren, in Berlin auf dem Tempelhofer Feld erstellt worden. Hier standen die Telefunken-Ingenieure vor der Aufgabe, ein Aufmarschgelände für 2 000 000 Festteilnehmer so mit Schall zu versorgen, daß jeder des Führers Wort und die Musikdarbietungen klar verstehen konnte.
Über den einzuschlagenden Weg, mit welcher Art von Lautsprechern die Schallverteilung auf dem Tempelhofer Feld vorzunehmen sei, konnte kein Zweifel bestehen. Die Übertragungen am 1. Mai vorigen Jahres auf dem gleichen Aufmarschgelände, die Übertragung der Feierlichkeiten auf der Zeppelinwiese und dem Luitpoldhain in Nürnberg, am Bückeberg und bei zahlreichen anderen Gelegenheiten haben immer wieder bestätigt, daß auch unter den schwierigsten Voraussetzungen die Pilzlautsprecheranlage für eine vorzügliche Schallverteilung sorgt.
Man könnte einwenden, daß zum Erfolg der Übertragung bei den genannten Veranstaltungen, vor allem bei den größten, auch das schöne Wetter beigetragen habe und unter diesen Umständen wahrscheinlich eine gute Übertragung auch durch Großlautsprecher mit gerichteter Schallstrahlung gleich erfolgreich gewesen wäre. Auf dem Tempelhofer Feld war es diesmal anders. In den frühesten Morgenstunden des 1. Mai wälzten sich Regenwolken von Westen heran und weichten das Feld auf. Ein scharfer Wind pfiff und riß einem das Wort vom Munde weg. Aber unentwegt tönten von den Pilzlautsprechern flotte Märsche, um den wartenden Festteilnehmern die Zeit zu verkürzen. Und als die Feierlichkeiten begannen und die ersten Worte am Mikrofon gesprochen wurden, da fegte ein Hagelschauer über das Tempelhofer Feld, und scharfe Böen wirbelten alles auf, was nicht niet- und nagelfest war. Aber trotz allem hörten alle Volksgenossen, auch jene, die beinahe 1000 m von der Rednerkanzel entfernt standen, Musik und Sprache deutlich und klar. Bei dieser Gelegenheit hat der Pilzlautsprecher erneut seine vielseitige Verwendungsmöglichkeit unter Beweis gestellt.
Bei den Abmessungen des Tempelhofer Feldes wäre bei Verwendung von Trichterlautsprechern, die auf der Tribüne hätten aufgestellt werden müssen, der Schall verweht worden, denn die Laufzeit des Schalles vom Trichterlautsprecher bis zum Rande des Feldes beträgt etwa 3 Sekunden. Der Sturm konnte auf die Schallverteilung durch die Pilzlautsprecher kaum Einfluß nehmen, denn jeder Pilz hatte nur ein Gebiet von 50 m im Durchmesser mit Schall zu versorgen.[…] Zur Übertragung des Festprogramms waren auf der weit ausladenden Tribüne, auf der Rednertribüne und auf zwei seitlich vorgebauten Podien, wo die Musikkapellen und Sängerchöre Aufstellung fanden, eine Anzahl Mikrofone aufgestellt worden. […] 128 Pilzlautsprecher in Abständen von etwa 50 zu 50 m aufgestellt, sorgten für die Übertragung der Darbietungen. […]
Der Regiestand, als fahrbare Station eingerichtet, war die Nervenzentrale – das technische Gehirn der Anlage. […] Vom Regiestand aus wurde auch die Schallplattenmusik übertragen. Der hierzu dienende Spieltisch war auch zum Plattenschneiden eingerichtet. […]
Die nach den neuen Plänen erstellte Anlage wird für die Ausgestaltung künftiger Großübertragungsanlagen richtunggebend sein. Zeitersparnis beim Aufbau, Einsatzbereitschaft und Vielseitigkeit sind die erzielten Fortschritte. Die Anlage hat den praktischen Beweis erbracht, daß die Pilzlautsprecher auch bei den ungünstigsten Witterungsverhältnissen eine einwandfreie Übertragung sicherstellen. Mka.“ [Mka. in: Telefunken Nachrichten 6 1935]