Auszu aus „Telefunken auf dem 2. Reichsbauerntag“ 1934 in Goslar

„Noch waren die Feierstunden des Erntedankfestes auf dem Bückeberg bei allen in regster Erinnerung, da rüstete sich die alte Kaiserstadt Goslar zu dem 2. Reichsbauerntag, der vom 11. bis 18. November 1934 stattfand.
Die guten Erfahrungen, die der Reichsnährstand auf seiner ersten Ausstellung in Erfurt mit Telefunken-Lautsprecher-Anlagen gemacht hatte, veranlaßten ihn, uns zu beauftragen, die Veranstaltungen in Goslar mit Lautsprecher-Anlagen auszurüsten. Schon vorher hatte der Reichsnährstand einen Telefunken-Großlautsprecherwagen erworben, um ihn bei Werbefahrten und vielen kleineren Veranstaltungen verwenden zu können. Dieser Wagen sollte auch in Goslar eingesetzt werden und hier als fahrbare Verstärkerzentrale Verwendung finden.

Auf dem Osterfeld hatte man zwei riesige Zelte aufgebaut; in dem einen sollte der Kongreß abgehalten werden und in dem anderen die Theateraufführungen stattfinden. Die Anlagen in beiden Zelten mußten nun so vorbereitet werden, daß eine sofortige Inbetriebnahme durch die im Großlautsprecherwagen befindlichen Apparate jederzeit möglich war. Es zeigte sich, daß bis auf wenige Zusatzapparate, die bei der Größe der Anlagen erforderlich waren, der Wagen die gestellte Aufgabe leicht übernehmen konnte.

Das Kongreßzelt war außergewöhnlich stark gedämpft, weshalb gerichtete Lautsprecher verwendet werden konnten. Es kamen vier der bekannten Telefunken-Kurztrichter zur Aufstellung, die durch zwei Bändchenmikrofone besprochen wurden.
Schwieriger war die Anordnung der Mikrofone und Lautsprecher in dem Theaterzelt. Mit Rücksicht auf die künstlerische Wirkung der Darbietungen mußten Mikrofone und Lautsprecher so aufgestellt werden, daß sie dem Zuhörer nicht sichtbar waren. Da die Decke des Zeltes bespannt werden sollte, mußten die Lautsprecher vorher eingebaut werden. Die Lautsprecher wurden zwischen den Säulen über der indirekten Beleuchtung angebracht, während die Mikrofone zwischen den Kulissen und über der Bühne aufgehängt wurden. Auf der Bühne waren fünf Bändchenmikrofone fest angebracht, ein sechstes Mikrofon war beweglich angeordnet. Es diente zur Übertragung des Chors, der auf der Bühne seinen Platz fand, und außerdem benutzte es der Spielleiter, um vor Beginn der Vorführungen dem Publikum Erklärungen abzugeben. Der Verlauf der Vorführungen zeigte, daß auch diese Lautsprecheranlage ihre Aufgabe glänzend erfüllte.

Jedem Teilnehmer war es von jeder Stelle des Zuhörerraums aus möglich, den Darbietungen mühelos zu folgen. Während der Aufbauarbeiten trug der Großlautsprecherwagen dazu bei, die Arbeiter durch flotte Melodien zu unterhalten.
Die Veranstaltungen selbst verliefen programmgemäß ohne irgendwelche Störungen und fanden am Sonnabend, dem 18. November 1934, ihren Abschluß in einer großen Kundgebung auf dem Marktplatz in Goslar. Da die zu erwartende große Menschenmenge auf dem Marktplatz kaum Aufstellung nehmen konnte und deshalb auch die zum Marktplatz führenden Straßen stark besetzt wurden, wählten wir vier Kurztrichter, die in die Zufahrtsstraßen gerichtet waren. Als Verstärkerzentrale sollte auch hier der Großlautsprecherwagen dienen. […]

Mit der Kundgebung auf dem Marktplatz fanden die großen Tage der alten Kaiserstadt Goslar ihren Abschluß. Den tausenden Teilnehmern werden diese Stunden, die sie miterleben durften, unvergeßlich sein.
Gerade diese Veranstaltung hat durch die Vielseitigkeit ihrer Anordnungen den Vorteil der beweglichen Lautsprecherzentrale – des Lautsprecherwagens – deutlich gezeigt. Lorenz, Leipzig.“ [Lorenz in: Telefunken Nachrichten 3 1935]