Schlagwort-Archive: Siemens & Halske

Auszug aus „Lautsprecher und Verstärkeranlagen im öffentlichen Dienst“ 1930

Die stürmische Entwicklung der Radio-Technik hat eine Vervollkommnung des Mikrofons, des Elektronenverstärkers und des Lautsprechers zur Folge gehabt, an die man noch vor wenigen Jahren selbst in den kühnsten Träumen kaum zu denken wagte. Es ist heute möglich, Sprache und Musik an jeder beliebigen Stelle mit dem Mikrofon aufzunehmen und an jeder anderen Stelle in beliebiger Lautstärke verzerrungsfrei wiederzugeben. Und wie es fast immer bei technischen Fortschritten geschieht, fanden sich für die neue Möglichkeit auch alsbald zahlreiche neue Anwendungsgebiete. WEITERLESEN…

„Leider wurde in Deutschland […] in der Elektro-Akustik die Entwicklung durch den wirtschaftlichen Niedergang der Industrie ab 1930 starkt gehemmt. […] Jedes Unternehmen und selbstverständlich auch die Großunternehmen wie Siemens und AEG mußten der veränderten Lage Rechnung tragen.
So wurde von den beiden Stammfirmen im Jahre 1931 beschlossen, das Gesamtgebiet der Elektro-Akustik entwicklungsmäßig bei Telefunken zu vereinen und ebenfalls vertriebsmäßig, soweit es inzwischen nicht schon auf dem Tonfilmgebiet durch die Gründung der Klangfilm G. m. b. h. anders geregelt worden war.
Es kamen also zu Telefunken:
von Siemens: Die Ela-Kernabteilung mit den Sachbearbeitern der Laboratorien, der Vertrags- und der Patentabteilung,
von der AEG: In der Hauptsache das Tonfilmlaboratorium und einige Sachbearbeiter auf dem elektroakustischen Gebiet.“ [Bratke in: Telefunken-Kamerad 1 1937, 6]

Beschallung Berlins mit einem (!) Gigant-Blatthaller (»Wotan«)

Wotan-Blatthaller
Abb. 136 aus [Trendelenburg 1975]
Reichweiten eines auf dem Berliner Funkturm aufgestellten großen Blatthallers“ (1930)
„Bild 136 zeigt bei Versuchen vom Funkturm damals beobachtete Schallreichweiten. Diese hingen natürlich von den atmosphärischen Bedingungen, wie der Windgeschwindigkeit in den verschiedenen Höhen sowie dem Temperaturgradient ab. Als Kuriosum sei noch erwähnt, daß an einem Sonntag vom Polizeirevier Berlin Weißensee – also in einer Entfernung von 13km – ein Strafbefehl ausgeschrieben wurde, da Kirchgänger dort die vom Funkturm stammende Musik als störend empfunden hatten!“ [Trendelenburg 1975, 193]

1921: Noch kein Bedarf an Beschallungsanlagen in Deutschland
Anfang der 1920er Jahre wird beim Siemens-Konzern ein Forschungsbereich für Elektroakustik (Ela) gegründet, zunächst noch als Unterabteilung des Bereichs Verstärkertechnik. Ein kommerziell verwertbarer Bedarf an elektroakustischen Geräten fernab der etablierten Telefonie musste in Deutschland allerdings erst noch generiert werden:

„Die Ela-Abteilung hat ihre Wurzeln in der Verstärkerabteilung des Wernerwerks. Wie schon der Name sagt, war die Verstärkerabteilung, deren Gründung etwa in das Jahr 1921 fiel, mit der Aufgabe betraut worden, alle Arbeiten der Siemenswerke auf dem Gebiete der Niederfrequenz-Verstärkertechnik zusammenzufassen und auszuwerten. Der Schwerpunkt dieser Arbeiten lag naturgemäß auf dem Hauptarbeitsgebiet des Wernerwerkes, auf dem Gebiete des Fernsprechwesens. Aber auch eine große Zahl anderer Gebiete mußte gepflegt werden, insbesondere das der Elektroakustik. Es war ein sehr mühevolles und dornenreiches Gebiet, das wir da bearbeiteten, denn neue Abnehmerkreise zu suchen und zu finden und eine für sie geeignete Technik zu schaffen, ist zwar interessant, aber der Erfolg in wirtschaftlicher Hinsicht keineswegs sicher, zumal es sich ja hierbei um technische Erzeugnisse handelte, für die bei den Abnehmerkreisen kein unabwendbares Bedürfnis vorlag.“ [Bratke in: Telefunken-Kamerad 1 1937, 3]

1926, Siemens & Halske: Protos-Lautsprecher (Siemens 072)

Der bewährte Lautsprecher Siemens 072 (Protos)
„Die Güte der Sprach- und Musikwiedergabe wird ganz wesentlich von der Beschaffenheit des Lautsprechers bestimmt. Erst durch einen Lautsprecher, der der Leistung neuzeitlicher Rundfunkempfänger und Verstärker ganz angepaßt ist, werden die guten technischen Eigenschaften dieser Geräte restlos ausgenutzt.
Das tausendfach bewährte Vorbild hochwertiger Wiedergabegeräte ist der seit Jahren bekannte Lautsprecher »Siemens 072« (Protos). WEITERLESEN…

Auszug aus „49 Groß-Lautsprecher beim Avus-Rennen“, 1932

Für das vom ADAC ausgerichtete Autorennen in Berlin installiert Telefunken an der Rennstrecke mehrere Beschallungsanlagen, um die Zuschauer über die Ereignisse bei Start und Ziel sowie über die Siegerehrung auf der Avus-Terrasse zu informieren und um sie in den Pausen mit Schallplattenmusik zu unterhalten. Zum Einsatz kommen unter anderem die vom Mutterkonzern Siemens geerbten Blatthaller. WEITERLESEN…

„Radio-Übertragung bei der Fließarbeit“
„Um den Arbeiter bei der manchmal sehr eintönigen Fließarbeit während der normalen achtstündigen Arbeitszeit nicht über die Gewohnheit zu ermüden, versuchte man das öftere Einlegen von Pausen: dies Mittel muß natürlich eingehend studiert werden. Eine andere Art ist nun im Kleinbauwerk der SSW auf einfachste Art versucht worden. Die Berliner Rundfunkstelle gibt zwischen 11hund 12h 50m und von 3h 30m bis 4h 50m Radiokonzerte für die Industrie; diese Darbietungen werden, wie Abb. 77 und 78 zeigen, durch Lautsprecher den Arbeiterinnen übermittelt. Natürlich darf nicht den ganzen Tag Musik gemacht werden, was den Zweck verfehlen würde; vielmehr bleibt am Vor- und Nachmittage der Apparat nur 1 h eingeschaltet und wird während der Mittagspause auf den Speisesaal des Arbeiterkasinos umgeschaltet. Der Zweck der Musik in den Fabrikationssälen ist lediglich der, daß das Monotone der Arbeit ab und zu unterbrochen und eine gewisse Belebung erzielt wird. […] Ob diese Einrichtung wirklich einen Wert hat und die Musik nicht etwa ermüdet oder nur die Spielerei eines idealistischen Werkleiters ist, wird die Zukunft lehren. Eine Umfrage in der Werkstatt, ob der Versuch weiter fortgesetzt werden soll, hat ergeben, daß die Arbeiterinnen die Musik sehr gern haben und dem 11h-Beginn mit Spannung entgegensehen.“ [Pers. in: ETZ 9 1927, 300f.]

1927, Siemens & Halske: Lautsprecher für die Predigten im Kölner Dom

Um die architektonisch bedingt schlechte Sprachverständlichkeit im Kölner Dom zu erhöhen, experimentieren Akustiker und Elektrotechniker von Siemens & Halske Anfang 1927 mit einer verteilten Aufstellung von Großlautsprechern (Blatthallern) in den stark nachhallenden Kirchenschiffen. Die am Ostersonntag schließlich erfolgreich eingesetzte Anlage wird allerdings wieder abgebaut, „da sie anderweit benötigt wird“. [Kölnische Volkszeitung 21.4.1927] WEITERLESEN…