Auszug aus „Ein Schlagwort geht um…“ – High Fidelity und Wide Range 1935

„Augenblicklich findet ein aus Amerika eingeführtes Schlagwort ‚High-fidelity‘ Eingang in die Verstärkertechnik und die damit verwandten Gebiete.
Was bedeutet dieses Schlagwort? Bringt es uns etwas Neues?
‚High-fidelity‘ heißt auf deutsch ‚hohe Wiedergabetreue‘ und bedeutet, ähnlich wie das entsprechende englische Schlagwort ‚Wide-range‘ = weites Frequenzband, die bewußte Abkehr von den bisherigen Zielen der Wiedergabetechnik in den englisch sprechenden Ländern.

Die Verstärkertechnik für die Lautsprecherübertragung nahm in den englisch sprechenden Ländern, vor allem in Amerika, eine ganz andere Entwicklung als in Deutschland. In Amerika, wo man in diesem Falle die Wirtschaftlichkeit über die Qualität stellte, entschloß man sich bald, auf allerhöchste Güte der Wiedergabe zu verzichten, da dadurch die Konstruktion von Geräten wesentlich erleichtert wird. Man beschränkte sich in der Übertragungstechnik auf das Frequenzband bis etwa 5000 Hz. […]

In Deutschland ist die Entwicklung einen anderen Weg gegangen. Hier hatten sich die führenden Firmen von vornherein die Aufgabe gestellt, die Verstärker so zu entwickeln, daß sie alle akustisch wichtigen Frequenzen einwandfrei wiedergeben (also etwa bis 10000 Hz), und daß sie mit ausreichend kleinem Klirrfaktor arbeiten. […]

Der amerikanische Käufer war aber an die billigeren Verstärker mit schmalem Frequenzband gewöhnt und hielt sie für ausreichend. Aus diesem Grunde entstanden in Amerika und England die Schlagworte ‚High-fidelity‘ und ‚Wide-range‘, mit denen das Frequenzband bis 10000 Hz propagiert wird. Die beiden Schlagworte bezeichnen demnach nichts anderes als die guten Eigenschaften, die die Telefunken-Verstärker schon lange besitzen, haben also in Deutschland keine Berechtigung.“ [anonym in: Telefunken Nachrichten 5 1935]